Meinungsäußernde Darstellungsformen – Der Kommentar

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Jeder hat ein Reicht auf Deine Meinung. Doch wie bringst Du sie am besten rüber? Im Journalismus gibt es hierfür verschiedene Möglichkeiten. Voraussichtliche Lesedauer: 5 min.
Inhalt

Du hast Dein Thema gefunden, viele relevante Informationen recherchiert und gute Ideen gesammelt. Jetzt musst Du nur noch die richtige journalistische Bühne wählen, um Lesern Deinen Content in der geeigneten Form zu präsentieren. Im klassischen Journalismus kennt man hierfür informierende, interpretierende und meinungsäußernde Darstellungsformen. Ein Kommentar gehört zur letzten Gruppe und teilt sich wiederum in verschiedene Unterarten auf. Mehr zu den anderen Formen journalistischer Darstellung erfährst du in diesem Artikel.

Welche Arten von Kommentaren gibt es?

In einem Kommentar bringst Du Deine Meinung zu gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Ereignissen auf den Punkt. Das Thema ist dabei der breiten Masse durch Fernsehen, Print und Web bestens bekannt, sodass Du Leser hier zur eigenen Meinungsbildung anregen willst. Damit steht beim Kommentar eindeutig Deine persönliche Wertung der Dinge im Mittelpunkt.

Die Herausforderung liegt darin, Deine Meinung zu einem bekannten Thema überzeugend zu begründen und sprachlich ansprechend rüberzubringen. Dabei ist es unverzichtbar, dass Du das Thema in- und auswendig kennst. Bei Deiner Argumentation helfen Dir eine durchdachte Struktur und verschiedene rhetorische Stilmittel. Bevor Du direkt in die Tasten haust, entscheide Dich für eine der drei stilistischen Herangehensweisen:

Der „Geradeaus-Kommentar“

Der „Geradeaus-Kommentar“ zeigt von Anfang an, in welche Richtung es gehen soll: schnurstracks auf Dein Ziel hinzu. Du wägst hierbei keine Argumente ab, sondern schießt Deine Meinung mit Vollgas auf den Leser heraus.

Der „Einerseits-/Andererseits-Kommentar“

Der „Einerseits-/Andererseits-Kommentar“ beleuchtet zwei gegenüberstehende Perspektiven eines Themas, um Lesern einen umfassenden Überblick zu vermitteln. Du vergleichst dabei die verschiedenen Argumente, ohne Dich am Ende für eine Seite zu entscheiden.

Der „argumentierende Kommentar“

Der „argumentierende Kommentar“ zeigt von Beginn an, wo Du stehst. Du überzeugst Deine Leser dabei in drei bis fünf Argumenten von Deiner Meinung. Am Ende bestätigst Du noch einmal Deinen Standpunkt und wagst gegebenenfalls einen Ausblick.

Ein pinkfarbener Zettel in einer Hand. Auf ihm steht „On one Hand“, darauf folgt eine Nummerierung von eins bis drei
Der Einerseits-/Andererseits-Kommentar wägt zwei gegenüberstehende Seiten ab

Je nachdem, für welche Vorgehensweise Du Dich entscheidest, kannst Du nun die verschiedenen Kommentar-Arten bedienen. Hier kennt man beispielsweise die folgenden:

  • Leitartikel
  • Kritik / Rezension
  • Glosse
  • Kolumne

Sie alle spiegeln Deine Meinung wieder und gehören damit journalistisch betrachtet in die Sparte Kommentar.

Der Leitartikel

Der Leitartikel stellt die Meinung eines Journalisten oder einer ganzen Redaktion zu einem aktuellen Thema dar. Dabei steht nicht etwas Tagesaktuelles im Mittelpunkt, sondern vielmehr ein Thema oder eine Entwicklung, die die Gesellschaft in letzter Zeit beschäftigt hat. Das können beispielsweise wichtige politische oder wirtschaftliche Ereignisse sein. Du willst Lesern mit dem Leitartikel einen umfassenden Überblick geben, sodass sie sich orientieren und eine Meinung bilden können. Dazu ist vor allem der Hauptteil des Artikels Deine Bühne: Hier kannst Du Dich ausführlich mit den Pro- und Kontra-Argumenten beschäftigen, um dann am Ende nachvollziehbar Deine Position zu präsentieren. Hiermit bietest Du Deinen Lesern eine breitere Perspektive auf die Dinge.

Du vermittelst beim Leitartikel zwar Deine eigene Meinung, sprachlich solltest Du Dich jedoch einer geeigneten Fachsprache bedienen. Diese sollte das Thema auf den Punkt bringen, gleichzeitig jedoch für den Leser verständlich sein. Achte dabei darauf, dass Du auf eine aktive Sprache zurückgreifst, um Leser mit in das Geschehen hinein zu nehmen. In der Regel landet ein Leitartikel auf der Titelseite von Zeitungen und Magazinen.

Die Kritik / Rezension

Die Kritik – auch als Rezension bezeichnet – bespricht aktuelle Ereignisse oder Erscheinungen aus Kunst, Kultur und Events. Du widmest Dich daher z. B.

  • Büchern,
  • Filmen und Serien,
  • Konzerten oder
  • Bühnenstücken.

Du konzentrierst Dich dabei allein auf Deine persönliche, subjektive Meinung und schilderst Deinen Lesern, wie und warum Du zu Deinem Urteil gekommen bist. Du willst mit Deiner Kritik Leser dazu anregen, ihre eigene Meinung zu bilden. Daher schreckst Du dabei auch nicht davon ab, radikale oder polarisierende Ansichten zu vertreten. Bei Büchern spricht man in der Regel von einer Rezension. Bei Filmen und Serien schreibst Du eine Kritik.

Im Kern ist die Kritik eine meinungsäußernde Darstellungsform. Sie enthält jedoch oftmals auch Züge von einem Bericht, einem Essay oder einer Reportage. Das ermöglicht es Dir, eine Mischung aus Meinung und Information zu kreieren, die für den Leser einen hohen Nutzwert hat.

Eine Box voll Popcorn, die sich über einer Fläche ergießt
Die Glosse ist ein bisschen wie unterhaltsames Kino in Worten

Die Glosse

Eine Glosse ist ein kurzer und subjektiver Kommentar. Dieser kann sowohl ernste Themen – wie z. B. weltpolitische Ereignisse – als auch nebensächliche oder unterhaltsame Begebenheiten besprechen. Du willst mit der Glosse jedoch nicht nur mit Deiner Meinung zu einem Thema informieren. Du greifst dabei oftmals auch auf eine Argumentation zurück, die Aspekte ungewöhnlich miteinander verknüpft und die Wirklichkeit überspitzt darstellt. Auf diese Weise unterhältst Du Deine Leser, machst sie jedoch gleichzeitig auch etwas nachdenklich. Insbesondere, wenn Du ein eigentlich ernstes Thema witzig behandelst, regst Du mit Deinen Worten subtil zum Nachdenken an.

Der Ton der Glosse kann stark variieren. Von sachlich-heiter bis ironisch-bissig findest Du zahlreiche Facetten, die dem Leser einen hohen Unterhaltungswert bieten. Du kannst dabei auch auf Wortspiele und Metaphern setzen, um Dein Thema möglichst anschaulich und abwechslungsreich darzustellen. Im Vergleich zum Leitartikel ist der Ton der Glosse subjektiver. Die oftmals übertriebene Darstellung der Dinge unterstreicht Deinen eigenen Schreibton und macht sie zu einer Form der Satire.

Die Kolumne

Die Kolumne ist ein meinungsbildender Text von einem oder von wechselnden Redakteuren, der regelmäßig an der gleichen Stelle eines Mediums – in der Regel in einer Zeitung – veröffentlicht wird. Als Autor kannst Du Dich hier voll und ganz Deinen Ansichten widmen. Diese müssen nicht unbedingt mit der Einstellung des veröffentlichenden Mediums übereinstimmen. Das heißt für Dich: Du kannst Deine Einschätzungen ungefiltert und unzensiert auf den Punkt bringen.

Thematisch behandelst Du in der Kolumne oftmals aktuelle Nachrichten oder bekannte Entwicklungen. Auf diese Weise können Leser stets etwas mit dem Thema und Deiner Meinung anfangen. Du kannst Dich jedoch auch einem alltäglichen Aufhänger bedienen und dem Leser in der Ich-Form Dein Thema näherbringen. Unabhängig davon, für welchen Ansatz Du Dich entscheidest, bringt Deine Darstellung der Dinge Deinen unverkennbaren Stil hervor. Die Kolumne ist damit stilistisch anpassungsfähig, manchmal ähnelt sie auch eine Glosse. Lediglich die regelmäßige Veröffentlichung in einer Zeitung bringt ihr die Bezeichnung Kolumne ein.

Weitere Darstellungsformen

Neben der hier genannten sowie den in unserem Beitrag „Von wegen ‚postfaktisch‘: Journalistische Darstellungsformen“ aufgezeigten, gibt es natürlich noch weitere journalistische Darstellungsformen. Diese findet Ihr nächste Woche im contify-Blog.

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Unsere contify-Autoren
Picture of Michael Christl
Michael Christl
Michael Christl hat Politikwissenschaften, Kriminologie und Soziologie in Würzburg studiert. Schon früh entwickelte er ein Gespür für Sprache. Nach seinem Abschluss als Magister arbeitete er zunächst als freischaffender Texter. Seit 2014 gehört Michael als Senior Key Account Manager fest zum contify-Team. Dabei ist er sowohl für Projekte in deutscher als auch in französischer Sprache zuständig.
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Michael Christl hat Politikwissenschaften, Kriminologie und Soziologie in Würzburg studiert. Schon früh entwickelte er ein Gespür für Sprache. Nach seinem Abschluss als Magister arbeitete er zunächst als freischaffender Texter. Seit 2014 gehört Michael als Senior Key Account Manager fest zum contify-Team. Dabei ist er sowohl für Projekte in deutscher als auch in französischer Sprache zuständig.

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