Jeden Tag werden bei Google Suchanfragen zum allerersten Mal gestellt. Rund 15 % des gesamten Suchaufkommens sollen das sein – und das wären immerhin um die 450 Millionen neue Suchanfragen täglich. Diese Zahl führt eindrucksvoll vor Augen, was unter dem Begriff Longtail ("Langer Schwanz") zu verstehen ist: nahezu unbegrenzte Möglichkeiten! Aber wie lassen sich diese nutzen?
Keywords mit geringem Suchvolumen finden
Je nach Definition wird unter einem Longtail-Keyword eine Suchbegriff-Kombination aus mehreren Wörtern oder auch ein einzelner Suchbegriff verstanden. Entscheidend ist die abnehmende Nachfrage in Form von Suchvolumen innerhalb des Longtails.
Tipp 1: Filtern
Das wohl am häufigsten genutzte Tool zur Abfrage von Suchvolumen ist der Keyword-Planer innerhalb von Google AdWords. Über den Keyword-Filter lässt sich dabei eine Grenze für das Suchvolumen der vom Tool vorgeschlagenen Keywords festlegen:
Wer also von vornherein im Longtail-Bereich recherchieren möchte, befreit die Vorschläge damit schon mal von Shorthead-Keywords, die hier sonst immer mit vorgeschlagen werden.
Tipp 2: Google-Vorschläge nutzen
Neben dem Keyword-Planer bietet Google mit der Suggest-Funktion eine weitere gute Möglichkeit, Longtail-Keywords zu finden.
Neben der klassischen Variante gibt es dabei auch die Möglichkeit, über einen * (Trunkierung) zu Beginn, nach Suggests zu suchen, die auf die eingegebene Suchbegriff-Kombination enden.
Für eine ausführliche Recherche bieten diverse Tools eine bequemere Alternative, um eine Liste sämtlicher Vorschläge zu erhalten.
Ein gerne genutztes Tool dazu ist https://www.hypersuggest.com/. Eine schöne optische Aufbereitung der Ergebnisse liefert außerdem https://answerthepublic.com/.
Tipp 3: Selbst nachdenken und kombinieren
Auch eine Suche nach Keywords außerhalb von Google kann sich lohnen. Viele Produkte gibt es in verschiedenen Varianten, deren Kombination oft gute Longtail-Keywords hervorbringt. Häufig bieten sich folgende Merkmale dafür an:
- Größen
- Farben
- Materialien
- Sonderausstattungen
- Design-Varianten
- Spezielle Funktionen
- Hersteller und Marken
- Orte (Länder, Städte, Stadtteile)
Auch dabei geht es leider nicht ganz ohne Tool-Unterstützung, wenn die Recherche für eine Vielzahl von Produkten und Merkmalen durchgeführt werden soll. Einfache Keyword-Kombinations-Tools wie dieses können viel Zeit sparen und sicherstellen, dass auch wirklich jede mögliche Kombination geprüft wird.
Tipp 4: Wer nicht fragt, bleibt dumm
W-Fragen spielen bei einer Longtail Strategie ebenfalls eine entscheidende Rolle. Suchanfragen werden immer häufiger wie normale Fragen formuliert. Diese Veränderung ergibt sich einerseits durch die stärkere Nutzung einer sprachbasierten Suche und durch Assistenten wie Siri. Andererseits ist es auch möglich, dass Nutzer einen Bedarf nach konkreten Antworten haben und die Suchanfragen dazu als echte Frage formulieren, da sie so schneller zum Ziel kommen.
Da Fragestellungen dieser Art zunehmen, bietet es sich also an, diese auch bei der Recherche und der späteren Content-Erstellung zu berücksichtigen. Denn häufig finden sich diverse Antworten auf derlei Fragen auf Websites, ohne dass die Frage dazu explizit gestellt wird.
Tools helfen auch an dieser Stelle, es strukturiert und umfassend anzugehen: www.w-fragen-tool.com
Vorteile einer Longtail-Strategie
Die Konzentration auf Keywords im Longtail hat viele Vorteile, im Wesentlichen sind das:
- geringerer Wettbewerb
- bessere Conversion Rate
- schnelle Erfolge
Wenn es vermeintlich nichts zu holen gibt, darf auch mal die Ersatzbank ran. Gut aufgestellt sind viele Websites vor allem für die "wichtigen" Keywords mit viel (kommerzieller) Nachfrage. Themen, bei denen es vermeintlich um nichts geht, werden dagegen oft gar nicht oder unzureichend bespielt. Die Folge ist ein geringerer Wettbewerb.
Wer schon mal im (offline) Verkauf gearbeitet hat, kennt das Szenario: Wenn ein Kunde beim Verkäufer nach einem "Esstisch aus Kernbuche 200 x 100 cm ausziehbar" fragt, dann klingelt es in der Kasse des Möbelhauses mit höchster Wahrscheinlichkeit. Anders sieht das bei einem Kunden aus, der "nur" nach einem "modernen Esstisch" sucht. Die konkrete Suche verspricht also eine bessere Conversion Rate.
Bei einer Optimierung auf stark umkämpfte Keywords im Shorthead lässt das anvisierte Ranking oft lange auf sich warten oder tritt niemals ein. Für Longtail-Keywords optimierte Seiten dagegen springen oft aus dem Stand oder nach kurzer Zeit in die Top 10. Schnelle Erfolge sind das Ergebnis.
Nachteile der Longtail-Strategie
Der Nachteil von Keywords im Longtail ist schnell zu benennen: Die Nachfrage ist stark limitiert. Glaubt man Theorien, nach denen man sich mit den richtigen User-Signals für die Rankings im Longtail auch für die stärker nachgefragten und umkämpften Shorthead-Keywords qualifiziert, ist aber auch das kein echter Nachteil mehr.
Auch abseits von SEO haben Longtail-Keywords Vorteile, z. B. geringere Klickpreise bei Google Ads:
Longtail Content – eine Frage der Länge?
Glaubt man verschiedenen Analysen, gehen längere Texte mit einem besseren Ranking einher. Je nach Untersuchung scheint dieser Effekt nach ca. 1500 – 2000 Wörtern einzusetzen.
Tatsache ist, in einem längeren Text ist mehr Platz für verschiedene Keyword-Kombinationen oder Varianten eines Keywords. Unbestritten ist außerdem, dass die Nutzung eines Keywords in einem Text einen entscheidenden Faktor für das Ranking darstellt.
Angezweifelt werden darf hingegen, ob es wirklich immer die Länge ausmacht. Und das nicht nur, weil es eine Menge Fragen mit einfachen Antworten gibt, die keine seitenlange Abhandlung brauchen.
Es sollte auch die Frage gestellt werden: Wer erstellt lange Texte?
Antwort: Experten. Menschen, die eine entsprechende Expertise haben und nicht nur oberflächliche Antworten im Text liefern, sondern in die Tiefe gehen. Genau diese Menschen haben einen Experten-Status und bieten damit häufig eine Menge Signale, die für ein gutes Ranking ihrer Artikel sorgen.
Wie immer bei SEO-Analysen gilt also auch hier: Ursache und Wirkung hinterfragen!
Haben SEOs den Längsten?
Es mag sein, dass in einigen Unternehmen die Geschäftsführer oder Marketing-Verantwortlichen selbst die hier beschriebenen Möglichkeiten kennen. In der breiten Masse an Unternehmen wird dieses Wissen intern aber nur in der SEO-Abteilung vorhanden sein.
Die Inhaber oder Mitglieder des Managements haben meist nur ein paar Schlagwörter aus dem Shorthead parat, wenn man sie nach möglichen Suchbegriffen fragt. Hier stimmt also: SEOs haben den Längsten!
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