Hyperbel (Stilmittel)

Eine Hyperbel in der deutschen Sprache gehört zur Gruppe der rhetorischen Stilmittel. Sie grenzt sich dadurch von anderen Phänomenen mit derselben Bezeichnung (beispielsweise in der Mathematik) ab. Der Begriff Hyperbel stammt aus dem Altgriechischen (ὑπερβάλλειν, sprich: hyperballein), wo es so viel wie „über das Ziel hinaus werfen“ bedeutet. Und genau diese Bedeutung hat auch das moderne Stilmittel.

Definition

Bei einer Hyperbel handelt es sich um das Stilmittel der bewussten Übertreibung. In unserer Alltagssprache gebrauchen wir immer wieder diesen Kniff der deutschen Sprache, um bestimmten Dingen mehr Nachdruck zu verleihen. Zum Beispiel sagt eine Mutter gewiss nicht: „Ich habe Dir schon sieben Mal gesagt, dass Du dein Zimmer aufräumen sollst.“ Stattdessen wird sie wohl eher auf das hyperbolische „tausend Mal“ zurückgreifen, um die scheinbare Brisanz der Aussage mit mehr Dynamik zu versehen.

Beispiele

Mithilfe einiger Beispiele kann das rhetorische Mittel der Hyperbel eindrucksvoll erläutert werden.

Beispiel 1:

Wenn in der Literatur ein Dichter der Trauer einer Frau um den verstorbenen Mann mehr Emphase vermitteln möchte, weint sie in der Regel nicht einige weniger Tränen sondern zumeist ein „Meer aus Tränen“. Beim mittelalterlichen arabischen Dichter Ibn Ḥamdīs findet sich in einem Gedicht über sein geliebtes Sizilien, dass er auf Befehl der Normannen verlassen muss, die Formulierung: „Seine Tränen wären im Stande gewesen, ganze Flüsse zu füllen.“

Beispiel 2:

Auch die Werbung geizt nicht mit dem Stilmittel. So verleiht ein bestimmtes koffeinhaltiges Kaltgetränk seinem Kunden angeblich Flügel, was lediglich auf die belebende Wirkung des Pflanzenwirkstoffes hinweisen soll. Ein Hersteller von Trockenfleisch wirbt hingegen damit, dass man nach dem Verzehr seines Produktes „Berge versetzen“ kann. Auch hierbei handelt es sich um zwei Hyperbeln.

Beispiel 3:

Selbst in einer normalen menschlichen Konversation findet sich hin und wieder eine Hyperbel. Ist man einer bestimmten Person zum Beispiel außerordentlich dankbar, so sagt man im Deutschen „Tausend Dank!“ In anderen Sprachen findet sich eine vergleichbare Formulierung, beispielsweise im Italienischen, wo es „mille grazie“ heißt.

Wirkung

Die Wirkung von Hyperbeln ist eigentlich immer dieselbe. Durch die meist maßlose Übertreibung soll auf eine ganz bestimmte – stellenweise humoristische – Weise ein Sachverhalt hervorgehoben werden. Wie die Übertreibung im Einzelnen zu verstehen ist, hängt immer von der Intention des Autors und natürlich dem Rezipienten ab, doch eines ist immer klar: Untertreiben möchte mit einer Hyperbel niemand.

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