Eine Epipher ist ein rhetorisches Mittel, das vor allem in der Lyrik eingesetzt wird. Aufgrund seines einprägsamen Charakters wurde es jedoch zwischenzeitlich auch von der Werbeindustrie entdeckt und gezielt zu Marketingzwecken eingesetzt. Doch was ist eine Epipher eigentlich genau?

Info: Der Begriff stammt vom griechischen epiphorá, was soviel wie Hinzufügung bedeutet. Damit wird also bildhaft beschrieben, was das Stilmittel im Kern ausmacht.

Definition

Epiphora – oder Epipher, was weit bekannter ist – bezeichnet ein stilistisches Phänomen, bei dem mehrere aufeinanderfolgende Sätze oder Verse mit dem gleichen Wort enden. Dadurch wird nicht zuletzt ein echter Reim erzeugt, der jedoch auf lyrischer Ebene keinen sonderlich ästhetischen Anspruch erfüllt. Einige Beispiele zeigen am anschaulichsten, worum es bei diesem sprachlichen Phänomen geht.

Beispiele

1. Redewendungen

Ende gut, alles gut.

2. Dichtkunst

Der wohl berühmteste Dichter, der sich der Epipher mehrfach bedient hat, ist August von Platen. Er hat das Phänomen sogar noch ausgeweitet, denn bei ihm ist es nicht nur das letzte Wort, das identisch ist, sondern auch die Endung des vorletzten Wortes, die in Form eines Binnenreimes sozusagen ebenfalls gleichlauten kann, wenn auch manchmal nur auf Basis eines unechten Reims:

„Sturm und Meeresgefährde trifft nie
Dich den Klugen, der geschifft nie;
Wer in Furcht sogar den Wein scheut,
trinkt das eingemischte Gift nie.“

3. Werbung

„Wenn aus Herr Weber Sebastian wird.
Wenn aus Bier Bitburger wird.“

Durch den Aufbau dieses Beispiels wird klar, dass die fiktive Abendgesellschaft durch das ein oder andere alkoholhaltige Kaltgetränk näher zusammengerückt ist, wodurch eine bestimmte Vertrautheitsgrenze erreicht wurde. Diesen Effekt, den jeder Mensch kennt, der einmal durch Geselligkeit vom Siezen zum Duzen gewechselt hat, greift der Werbetreibende hier auf, um die Vertrautheit in seine Marke zu unterstreichen.

Wirkung von Epiphern

Die Epipher erregt Aufmerksamkeit, gibt dem Text eine gewisse Würze und verstärkt dessen Aussage. Außerdem macht sie einen Text besonders eingängig, wodurch sich gerade Werbetreibende einen Vorteil erhoffen. In der Dichtkunst soll damit auf bestimmte Inhalte verwiesen werden, wodurch die sehr viel häufigere Anapher (gleichlautende Anfangswörter) gelegentlich ersetzt werden kann. Aufgrund ihrer relativen Seltenheit fällt die Epipher jedoch gewiss stärker auf und damit ins Gewicht.