In einem anderen Beitrag wurde bereits auf die unterschiedlichen Formen von Anglizismen, die es zwischenzeitlich in der deutschen Sprache gibt, hingewiesen. Dort findet sich auch eine Erklärung, worum es sich bei diesem Phänomen handelt. Im Folgenden soll gezeigt werden, wo sich diese Fremd- und Lehnwörter in der deutschen Sprache finden lassen.

Moderne Medien

Gerade die im Internet auftretenden Varianten großer Tages- und Wochenzeitungen, seltener aber auch deren Printversionen, setzen gezielt auf eine jugendliche und moderne Sprache. Dort verbietet es sich quasi von selbst, die Zielgruppe unter 30, die für die alteingesessenen Medien oft als „verloren“ gilt, mit altbackenen und antiquierten Satzkonstruktionen abzuspeisen. Noch deutlicher zeigt sich der Einfluss in den videobasierten Medien, dort ebenfalls deutlich stärker im Internet als im TV. Doch wo kommen die Einflüsse des Englischen abseits der tatsächlich englischen Wörter zum Einsatz?

Englische Einflüsse im Deutschen

In vielen Teilbereichen deutschsprachiger Texte – vorwiegend im Internet – haben sich englische Sprachelemente eingeschlichen. Oft sind sie einfach zu erkennen, manchmal jedoch verstecken sie sich geschickt hinter andersartigen Adaptionen.

Numeralia

Ein Beispiel für die eher wenig offensichtlichen sprachlichen Übernahmen aus dem Angelsächsischen versteckt sich in der Schreibweise bestimmter Zahlwörter. Heißt es im Deutschen eigentlich korrekt „zweimal“ oder „vierfach“, haben sich im Laufe der Zeit Zahl-Wort-Kombinationen eingebürgert, die schon fast nicht mehr auffallen. Neuerdings heißt es also oft: „2-mal“ oder „4-fach“. Falsch ist das heute zwar nicht mehr, aber eben anders, neuartig. Gleiches gilt für die Schreibung von Jahreszahlen. Die Vierziger hießen im Deutschen stets „vierziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts“. Heute schreibt man kurz und knapp gerne auch mal: 1940er.

Side Fact: Eine Hauptmotivation für die Verwendung von Anglizismen ist oftmals lediglich die Sprachökonomie. Die kurzen und knackigen „1940er“ überzeugen durch ihre Einfachheit und doch unproblematische Verständlichkeit. Englisch ist also nicht unbedingt nur „einfacher“, es ist manchmal auch präziser.

Scheinphrasen

Oft finden sich ursprünglich englische Phrasen im Deutschen, die nicht wirklich deutsch sind, auch wenn sie zunächst so klingen. „It doesn’t make sense“ ist so ein Fall. Im Deutschen kann etwas entweder „keinen Sinn haben“ oder „keinen Sinn ergeben“. Die Scheinphrase „Das macht keinen Sinn“ ergibt im Deutschen also quasi keinen Sinn.

Übernommene „Fehler“

Was im Deutschen genauso wenig Sinn ergiebt wie im Englischen ist das kurze, Zustimmung vermittelnde Wörtchen: „Okay“. Es geht auf das Amerikanische zurück und ersetzt etwa das deutsche „in Ordnung“. Die Herkunft ist allerdings eher zweifelhaft. Für die englische Phrase „all correct“ im Sinne von „alles in Ordnung“ verwendete man im Amerika der Vierziger, Fünfziger und Sechziger gerne die phonetische Umschrift (also die Lautschrift) „oll korrekt“, dessen Abkürzung o.k. man „okay“ aussprach. Durch amerikanische Soldaten hat sich die Formulierung dann in der Nachkriegszeit auch in Deutschland etabliert.

Natürlich handelt es sich bei diesen drei Beispielen nur um spezielle Sonderformen, die gewiss nicht vollständig erfassbar sind. Eine Liste der gewöhnlichen Anglizismen im Deutschen findest du hier, aber auch sie kann nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Adressat eines Textes

Bei der Verwendung von Anglizismen stellt sich letztlich nur eine essentielle Frage: An wen adressiere ich meinen Text? Es ist gewiss ein Unterschied, ob ich mit einem Blog im Internet Jugendliche davon überzeugen möchte, #fresh zu sein, oder ob ich als junger Mensch nach meiner Ausbildung beziehungsweise dem Studium eine Bewerbung an den womöglich zukünftigen Vorgesetzten schreibe.

Daher empfiehlt sich: Wer mit und ohne moderne Anglizismen im eigenen Deutsch auskommt, kann im entscheidenden Moment richtig handeln.