Bei einer Personifikation handelt es sich um ein rhetorisches Stilmittel der deutschen Sprache. Was man darunter versteht, wie man es definieren kann und welche Wirkung es auf einen entsprechenden Leser hat kann am besten mithilfe einiger Beispiele wiedergeben werden.
Hinweis: Wenn man in wissenschaftlichen Texten auf die Begriffe „Prosopopöie“ oder „Anthropomorphismus“ stößt, sind das schlicht bildungssprachliche Varianten des hier behandelten Stilmittels. Minimale Bedeutungsverschiebungen ändern nichts an der Definition der Personifikation.
Definition:
Bei einer Personifikation handelt es sich schlicht und ergreifend um die Personifizierung einer materiellen oder immateriellen Sache. Dabei kann es sich um Pflanzen, Gegenstände, Emotionen, Tiere und vieles mehr handeln. Diesen wird mithilfe des rhetorischen Mittels eine Persönlichkeit verliehen, die über unterschiedliche menschliche Eigenschaften verfügt, also eigene Empfindungen verspüren, ebenso aber auch handeln, leben und sterben kann – wie ein Mensch. Einige Beispiele helfen hier dabei, den Sachverhalt besser beschreiben zu können:
Beispiel 1: Die Natur personifizieren
Jeder und jede kennt das, wenn nach dem Winter der Schnee schmilzt, es langsam wärmer wird und die ersten Knospen das baldige Herannahen des Frühlings ankündigen. Dann spricht man gerne vom „Wiedererwachen der Natur“. Das allmorgendliche Ritual der Menschen, wieder aus dem Schlaf zu erwachen, wird hier auf die Natur übertragen, die zuvor unter der Schneedecke vor sich hin schlummerte.
Beispiel 2: Personifikationen im Märchen
Wer kennt sie nicht, die Parabel vom listigen Fuchs? Ein Fuchs, dem man besondere Intelligenz zuschreibt, überlistet in Hinzuziehung einer ideenreichen Trickkiste ein weniger kluges Tier, um sich einen individuellen Vorteil zu verschaffen. Auch Eulen wird besondere Weisheit zugeschrieben, Esel hingegen stehen im Diskussionsfeld: Früher galten sie als ausgesprochen dumm, heute sind sie plötzlich die jahrzehntelang missverstandenen Vierbeiner mit dem besonderen Gespür. Und auch die vier Bremer Stadtmusikanten zeigen deutlich menschliche Züge, können Sie doch immerhin sprechen und sogar singen.
Beispiel 3: Die lebendige Wirtschaft?
Mit Floskeln wie „der Dax sinkt“, „der Euro verliert gegenüber dem Dollar“ oder „die Märkte müssen sich wieder beruhigen“ verleihen Medien und Politiker der Wirtschaft künstliches Leben, das tatsächlich gar nicht vorhanden ist. Die Wirtschaft ist kein Mensch, den man beruhigen kann oder der überhaupt über irgendwelche Emotionen verfügt. Doch verwendet man hier das Stilmittel der Personifikation, kann man als verantwortliche Instanz ein Stück weit von der Verantwortung zurücktreten, indem man dem „Markt“, dem „Dollar,“ oder dem „Dax“ ein unnatürliches Eigenleben verleiht, das nur schwer zu bändigen ist.
Info: Oft wird das Stilmittel der Personifikation als Metapher realisiert. Ferner können auch erweiterte Personifikationen auftreten, die in ihrer Darstellungsform den Allegorien ähnlich sind.
Wirkung
Wie können Personifikationen in der Literatur, im Gedicht oder auch im eigens verfassten Text wirken? Sie nehmen der vermittelten Inhaltsebene nur bedingt ihren Realismus (sieht man von sprechenden Tieren einmal ab) und können dem dinglichen Sein lebloser Gegenstände eine spannendere Komponente hinzufügen. Ihr bewusster Einsatz suggeriert, dass dem personifizierten Gegenstand (oder dem Tier bzw. der Pflanze) eine Persönlichkeitskomponente beigefügt werden soll, die für mehr Ebenen des Geschehens sorgen und einen Inhalt bewusst aufwerten kann.