Neben den klassischen Anglizismen, also Begriffen, die ursprünglich aus dem Englischen stammen und in der deutschen Sprache nach und nach Fuß fassen konnten, gibt es auch feststehende Begriffe, die man – je nach Definition – von dieser Gruppe von Wörtern ausschließen könnte. Sie sind nämlich eigentlich längst zu deutschen Wörtern geworden und lassen sich nur mit geschultem Auge auf die einstige Ursprungssprache zurückführen.

Sprachliche Fragmente

Durch verschiedentliche soziale Interaktion wurden in der Vergangenheit englische Wörter ins Deutsche übernommen und haben sich dort so sehr assimiliert, dass sie selbst von konservativen Sprachkritikern nicht ohne weiteres auf ihre Herkunft reduziert werden können. Einige Beispiele sollen im folgenden Beitrag zeigen, worum es sich bei diesem Phänomen handelt.

Grußformeln

Dass „Ciao“ als Begrüßungs- und Abschiedsformel aus dem Italienischen stammt, erkennt natürlich jeder. Gerne schreibt man es im Deutschen auch mal „Tschau“, dennoch weiß jeder, woher es kommt. Doch wie verhält es sich mit anderen Grußformeln in dieser Kategorie?

Hallo

Das deutsche „Hallo“ geht nach der Auffassung mancher Linguisten auf das amerikanische „hello“ zurück, das im Deutschen nach und nach zur informellen Standardbegrüßung erwachsen ist. Früher begrüßte man sich stets mit „Guten Morgen/Guten Tag“ oder – regional bedingt – mit „Grüß Gott/Gott zum Gruße“. Heute gehört „Hallo“ jedoch ohne Zweifel zur deutschen Sprache und wird gewiss häufiger verwendet als man glauben mag.

Hi

Deutlich einfacher verhält es sich mit dem amerikanischen „hi“. Dass dieses Wörtchen nicht urdeutsch ist, erkennt man sofort. Dennoch gehört es zwischenzeitlich zu den Standardbegrüßungen der informellen deutschen Sprache und lässt sich aus dem Alltag nicht mehr wegdenken. In Amerika ist die Begrüßung allerdings nicht informell. Selbst Professoren begrüßen ihre Studierenden mit dieser Formel.

Zustimmungspartikel oder Interjektionen

Auch diverse Zustimmungsformeln gehen auf das Englische zurück, gelten heute aber nicht zwingend als Anglizismen.

Okay

Wie bereits in einem anderen Beitrag erläutert, geht das Wörtchen „okay“ auf das Amerikanische zurück. Dort verwendete man die Formel in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts als Abkürzung „o.k.“ (gesprochen: okay) für die phonetische Umschrift („oll korrekt“) des Ausspruchs „all correct“, was so viel wie „alles in Ordnung“ bedeutet.

Hey

„Hey“ als Interjektion oder Ausruf der Empörung stammt wenig überraschend ebenfalls aus dem amerikanischen Englisch. Durch seine langjährige Präsenz im Deutschen wurde es allerdings vollständig adaptiert.

Deutsche Wörter im Englischen?

Nun stellt sich im Umkehrschluss die Frage, ob auch deutsche Wörter gibt, die sich im Englischen etabliert haben? Na klar, die gibt es. Eine kleine Tabelle kann veranschaulichen, wie intensiv die Wechselbeziehung der beiden Sprachen war und ist.

Diese Liste ließe sich noch stark erweitern, ginge aber am Thema dieses Beitrags vorbei. Wichtig ist bei jeglicher Betrachtung dieser sprachlichen Entwicklungsformen, dass man sie mit der gebotenen Toleranz wahrnimmt. Sprachen sind stets im Wandel, das lässt sich auf Dauer nicht aufhalten. Und nicht umsonst spricht man sogar in Russland bei einem Stadtoberhaupt heute noch vom sogenannten „Bürgermeister“.

Info: Sprachliche Veränderungen haben sich vor allem durch Migration ergeben. So wanderten im 19. und 20. Jahrhundert tausende Deutscher in die USA aus und ließen dort sprachliche Elemente einfließen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts revanchierten sich dann die Amerikaner und Briten in den deutschen Besatzungszonen und hinterließen ihre sprachlichen Spuren. Ende desselben und Anfang des 21. Jahrhunderts wurde das Englische vor allem mithilfe der Medien zur international dominanten Modesprache.

Textagentur | contify GmbH