Der Begriff der Antithese verbirgt schon in seinem Wortinhalt, worum es im folgenden Beitrag gehen wird, nämlich um die Darstellung einer Gegenthese, also dem rhetorischen Mittel einer widersprüchlichen Gegenüberstellung.

Info: Das zugrundeliegende Wort kommt vom griechischen antithésis, was soviel wie Gegenbehauptung bedeutet. Dabei kann sie in den unterschiedlichsten Varianten auftreten.

Definition

Was ist eine Antithese? In den unterschiedlichsten Formen und Varianten ist dieses sprachliche Phänomen auf der untersten Inhaltsebene eine Gegenüberstellung von zwei widersprüchlichen Aussagen. Abseits der normalen Alltagssprache taucht sie jedoch vor allem in der gehobenen Dichtkunst auf, wo sie zumeist eingesetzt wird, um einen Inhalt besonders hervorzuheben.

Einordung

Da die Antithese nahe mit den Stilmitteln Oxymoron und Chiasmus verwandt ist, bedarf es zunächst einer tabellarischen Gegenüberstellung der drei rhetorischen Mittel und ihrer wichtigsten Merkmale:

StilmittelBeispielAuftretenAufbau
Oxymoronoffenes Geheimnisselten,
meist in Lyrik, seltener in Prosa
Zwei widersprüchliche Begriffe folgen unmittelbar aufeinander
ChiasmusHeute noch nicht,
aber schon morgen.
selten,
meist in Lyrik,
hin und wieder in Prosa
Zwei Satzteile stehen sich vom Aufbau her in umgekehrter Reihenfolge gegenüber; die inhaltliche Aussage wird verstärkt
AntitheseDer Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach.Häufig,
meist in Prosa, aber auch in Lyrik
Zwei widersprüchliche Inhalte werden gegenübergestellt.

Formen von Antithesen

Es ist jedoch eher die Regel als die Ausnahme, dass diese drei Stilmittel gleichzeitig gebraucht werden. Da der Begriff Antithese weit mehr umfasst als die verwandten Begriffe, die in der Tabelle gezeigt wurden, bedarf es einer Binnenkategorisierung von Antithesen:

1. Die Falschaussage mit Korrektur

Beispiel:
These: „Der Tag ist schön, weil die Sonne so hell scheint.“
Antithese: „Der Tag ist doch gar nicht schön, es regnet schließlich.“ 

Da die Aussage des ersten Satzes nicht der Wahrheit entsprach, wurde sie im zweiten Satz mithilfe einer Korrektur widerlegt.

2. Kombination mit Parallelismus

Beispiel:
Der Wahn ist kurz,
die Reu ist lang.
(Friedrich von Schiller, Die Glocke

Mithilfe des Parallelismus versucht der Dichter seine Aussage zu unterstreichen, die inhaltlich zwei widersprüchliche Dinge gegenüberstellt.

3. Kombination mit Chiasmus

Beispiel:
Die Kunst ist lang,
und kurz ist unser Leben.
(Johann Wolfgang von Goethe, Faust)

Die Tragik der Kürze des Lebens veranschaulicht der Dichter in Gegenüberstellung mit denjenigen Dingen, die es lebenswert und schön machen. Dadurch erreicht er eine Steigerung der inhaltlichen Aussage beider Elemente. Der kreuzweise Aufbau der beiden Verse unterstreicht dabei die Schwermut des Gesagten.

Wirkung von Antithesen

Für sich genommen ist die Antithese ein Paradebeispiel für brillante Lyrik, was auch durch die beiden genannten Größen deutscher Dichtkunst untermauert wird, doch wie wirkt nun die Verwendung solch eines rhetorischen Mittels in der Alltagssprache? Der wohl bekannteste Spruch Neil Armstrongs im Kontext seiner Mondlandung lautete: „Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für die Menschheit.“ Nicht gerade bescheiden, deshalb jedoch inhaltlich nicht weniger richtig. Was war das Ergebnis dieser antithetischen Aussage? Man erinnert sich noch heute an die Worte des Astronauten!

Fazit

Eine Antithese ist demnach nicht nur ein Wortspiel gelehrter Dichter und Denker vergangener Jahrhunderte, sondern auch Bestandteil der Alltagssprache des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Wirkung blieb jedoch über die Zeit hinweg immer dieselbe: Durch den Einsatz von Antithesen konnten und können Aussagen hervorgehoben und einprägsamer gemacht werden.

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